Nina Warken greift ein

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

Handlungsschnelligkeit ist ein Begriff, der zwar im Spitzensport von großer Bedeutung ist, in der Politik aber nur selten zum Tragen kommt. Nun hat Gesundheitsministerin Nina Warken an einer ersten Stelle Entscheidungsstärke unter Beweis gestellt und eines der Prestigeprojekte ihres Vorgängers, Prof. Karl Lauterbach, zumindest ausgebremst: den Bundes-Klinik-Atlas.

Das im Mai vergangenen Jahres holprig gestartete Internetportal sollte umfassend und objektiv über das Angebot und die Qualität der rund 1.700 Kliniken in Deutschland informieren. Der BDI hatte in einer Pressemitteilung den Start mit veralteten Daten und fehlerhaften Fallzahlen mit deutlichen Worten kritisiert und auch der daraufhin überarbeiteten Version ein schlechtes Zeugnis ausgestellt. Insbesondere der fehlende Nutzen für die Patientinnen und Patienten stellte die Sinnhaftigkeit des gesamten Atlasses in Frage.

In der aktuellen Version sind in der Übersicht nur noch 25 Eingriffe zu finden, und dabei handelt es sich nicht um die am häufigsten durchgeführten. Nun also hat Warken die Projektgruppe für den Bundesatlas rückwirkend zum 30. Juni aufgelöst und die weitere Betreuung in eine Fachabteilung übertragen. Seitdem prüft das Ministerium die verschiedenen Optionen, wobei eine Fortführung laut Aussage von Warken eher schwierig sein dürfte, da sie darin eine Doppelstruktur zu einem bestehenden und besser angenommenen System sieht. Denn das auf eine breite Datenbasis zurückgreifende Verzeichnis der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG) gibt es ja längst.

Wird der Klinik-Atlas also dauerhaft eingestellt, spart das nicht nur Geld im eh schon knappen Gesundheitshaushalt. Es ist hoffentlich nur der erste Schritt der Gesundheitsministerin, sich von den unnötigen Errungenschaften der Lauterbach-Amtszeit zu lösen und in den auf dem Tisch liegenden wichtigen Sachfragen durch Handlungsschnelligkeit zu punkten. Ein erstes Korrekturzeichen ist gesetzt.

Ihre

Christine Neumann-Grutzeck

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